Sommergottesdienst im Pfarrgarten Groß Lengden

10. Juli 2024
Der Altar in der Sonne (Foto: S. Inselmann)
Der Altar in der Sonne (Foto: S. Inselmann)

Glockengeläut, das e-Piano setzt ein, von der anderen Seite des Gartens wehen erste Gesänge herüber und stecken an zum Mitsingen: es ist Sommer-Gottesdienst in Groß Lengden. Und was am Tag zuvor noch unmöglich schien: wir konnten ihn bei strahlendem Sonnenschein - wenn auch kühlen Temperaturen im Schatten - im Pfarrgarten feiern!

Zentrales Thema: Nachdenken über die Taufe mit Blick auf das biblische Votum für die neue Woche: „So spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja, 43. Kapitel, Vers 1), das sich wie ein roter Faden durch den Gottesdienst zog.


Haben Sie sich schon mal gefragt, weshalb Sie getauft wurden? Konfirmand:innen antworten oft: „Meine Eltern haben mich taufen lassen, damit ich Teil der christlichen Gemeinschaft bin, das will ich mit der Konfirmation bestätigen.“ Stimmt. Doch Sascha Weinkauf, Vikar in Diemarden/Reinhausen, bot an diesem Sonntag eine weitere Perspektive an. Er nahm uns mit in die Gedankenwelt des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber und seines Werkes „Ich und Du“. Namen seien wichtig und machten uns einzigartig, unverwechselbar. Und als hätte er bei diesen Worten meine widerspenstigen Gedanken gehört („Meinen Vor- und Nachnamen tragen mehr als eine Person, wieso macht mich das einzigartig?“) ergänzt er: „Wenn ich dich mit deinem Namen anspreche“. Oder um es frei formuliert mit Buber zu sagen: Wenn ich das Du suche, kann ich es nicht finden. Aber das Angesprochen werden, das gehört zu meiner Seele, meinem Wesen.

Vikar Sascha Weinkauf und Julia Sohn wärend des Sommergottesdienstes (Foto: S. Inselmann)
Vikar Sascha Weinkauf und Julia Sohn während des Sommergottesdienstes (Foto: S. Inselmann)

Schon früh benennen wir Dinge. Die Begeisterung des Kleinkindes, wenn es einen Gegenstand bestaunt und bei seinem Namen ruft, kennen wir alle. Oder wenn es den Namen eines Menschen auszusprechen versucht. Du. Jemand meint mich. Erkennt mich. Ich wurde erkannt. Ich werde angesprochen und ich spreche an: die Grundlage von Beziehungsarbeit, wie wir sie im menschlichen Miteinander tagtäglich ganz selbstverständlich praktizieren. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Bubers Überzeugung: „Der Mensch wird erst am Du vollständig zum Ich“.

Dieses Prinzip gelte auch mit Blick auf die Taufe. Gott spricht mich bei der Taufe an, hat mich zu seinem Gegenüber erwählt. Beziehungsarbeit, die nicht von mir ausgeht, sondern ich werde benannt. Gott meint mich. Meint den kleinen, ahnungs- und wehrlosen Säugling: „Du gehörst jetzt zu mir, zu mir als Gottvater, als Jesus Christus, als Heiliger Geist.“ Für mich eine nicht so oft benannte Perspektive, die ebenfalls mit der Konfirmation bekräftigt werden kann.

Julia Sohn unter dem schönen Sommerhimmel (Foto: E. Thienemann-Ahlers))
Julia Sohn unter dem schönen Sommerhimmel (Foto: E. Thienemann-Ahlers)

Und damit das Ganze nicht theoretisch blieb, erhielt, wer mochte, einen Tauferinnerungssegen. Wurde bei seinem Namen gerufen: fürchte dich nicht. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen dieser Zeit ein tröstender, ein stärkender Moment.

 

Viele Taizé-Gesänge und Lieder vertieften und ergänzten die Ausführungen, bei denen Julia Sohn aus der Apostelgemeinde uns gefühlvoll begleitete und über die eine oder andere kleine musikalische Herausforderung hinweg half. Ein sehr stimmungsvoller musikalischer Rahmen, den eine Mönchsgrasmücke bei dem Lieg Ich bin getauft in deinem Namen mit ihrem lauten Solo abrundete.

 

Wer mit Blick auf Texte aus der Bibel öfter mal denkt: „Das könnte man auch ansprechender, geschmeidiger, eben moderner formulieren“, erhielt an diesem Sonntag Anregungen für mögliche Lesarten des oben genannten biblischen Verses. Bubers Überzeugung, dass es das Gegenüber braucht, haben wir im Anschluss beim Kirchencafé auch ganz praktisch mit Leben gefüllt. Beim Abschied meinte eine Besucherin: „Was für ein schöner, besonderer Gottesdienst.“ Eine mehr als treffende Zusammenfassung!

Silke Inselmann

Gespräche nach dem Gottesdienst bei Getränken, Kuchen und Snacks (Foto: L. Heinke)
Gespräche nach dem Gottesdienst bei Getränken, Kuchen und Snacks (Foto: L. Heinke)