Kirchentag - ein paar Notizen

14. Mai 2025
Hannover heißt die Besucher willkommen (Foto: S. Hinker)
Hannover heißt die Besucher willkommen (Foto: S. Hinker)

Wir fahren auf den Kirchentag!  Mit viel Vorfreude, Erwartungen und Hoffnungen, gemischt mit ein wenig Skepsis, fahre ich mit meiner Familie nach Hannover.  Gemeinschaftsquartiere sind inzwischen nur noch (teilweise verklärte) Erinnerungen.  Und ein wenig habe ich den Verdacht, dass sich auch meine Erwartungen zum Teil aus solchen Erinnerungen speisen….Das Programm ist, wie jedes Mal, so vielfältig und umfangreich, dass es entweder zu Überfrachtung der eigenen Auswahl, oder aber zu Überforderung bei der Auswahl verleitet.  Aber dafür ist für  jeden etwas dabei, viel Musik, Gottesdienste, Konzerte, Workshops, die großen Podien, der Markt der Möglichkeiten….  Wer schon ein paar Kirchentage erlebt hat, weiß, dass eine Beschränkung auf das für einen selbst Wesentliche wichtig ist, um das dann auch genießen zu können.  Man kann Kirchentag als politische Seminarreihe, als Gospel-Woche, als Religionspädagogische Fortbildung, als Jugendfreizeit, als Dauer-Gottesdienst und vieles mehr feiern.  Hier zeigt Kirche, was sie alles sein kann – was sie alles ist!  Bei mir gewinnen, wie so oft, die aktuellen politischen Themen.  Aufgelockert, zumindest hier und da, durch Musik und Gottesdienste.  Mal zusammen mit der Familie, mal auch jeder für sich, den jeweiligen Interessen nachgehend.

Mutig - stark - beherzt (Foto: S. Heinke)
Mutig - stark - beherzt (Foto: S. Heinke)

Nicht alles war wie erhofft. Aber Vieles gab Anregungen zum Nachdenken, neue Gedanken und Ansichten, die weiter bringen oder Hoffnung machen – über alle Arten von Veranstaltungen hinweg.  Neben der überwältigenden Vielfalt ist für mich das Besondere am Kirchentag, dass die sonst oft vermutete, wahrgenommene oder auch geforderte Trennung von Religiösem, Weltlichem, Künstlerischem und Politischem aufgehoben wird.  Hier wird ganz bewusst die Verbindung des Glaubens mit unserer alltäglichen Welt gesucht, beschrieben und diskutiert.  Genau diese Verbindung, gerade bei aktuellen politischen Fragen, macht den Kirchentag für mich so besonders.  Hier wird in der politischen Diskussion nach dem Wirken Gottes und unserer Verantwortung als Christen gefragt, und im Gottesdienst z.B. mit Songs von ABBA die Freude am Leben gefeiert. 

Auch wenn der magischen Zauber der Kirchentage meiner Jugend, die singenden Straßenbahnen und Messehallen, hitzige, stundenlang überziehende Diskussionen heute nicht mehr so strahlen wie in der Erinnerung, bleibt der Kirchentag doch ein einzigartiges Erlebnis.  Zu erleben, wie Christen ein Messegelände füllen, eine Fußgängerzone beleben, das gibt Kraft. Zu erleben, wie viele, und wie viele verschiedene Menschen ihr Glaube zu einer solchen Veranstaltung bringt, ist ein Licht in einer Welt, die doch oft wenig Grund zur Hoffnung gibt.

Ich werde immer wieder hingehen.  Weil man auf dem Kirchentag wie sonst kaum erleben kann, wie vielfältig, lebendig und mit dem „normalen Leben“ verbunden Kirche ist und sein kann.  Weil er eine Demonstration ist, dass Kirche da ist, dass wir eine Botschaft haben, und dass diese Botschaft weiter reicht als ein einfaches politisches Statement. Und nicht zuletzt, weil es einfach immer wieder schön ist!

Stefan Hinker